NORDBULGARIEN MAI 2014
In diesem Frühjahr sollte es einmal ein ganz anderes Reiseziel sein. Am 3. Mai war es dann soweit, von Düsseldorf aus ging es für zwei Wochen nach Bulgarien. Bei denkbar ungünstigen Flugzeiten, wir sind um drei Uhr Nachts in Varna gelandet. Hier haben wir dann unseren Mietwagen in Empfang genommen und sind in das ca. 1,5 Stunden entfernte Durankulak gefahren. Als erstes Highlight hatten wir vor der Fahrt noch einen singenden Sprosser direkt am Flughafen. Während der Fahrt nach Durankulak sahen wir mind. drei Ziegenmelker die auf der Straße gerastet haben und vor uns aufgeflogen sind. Durankulak liegt an der Schwarzmeerküste ganz im Norden von Bulgarien. Vorab haben wir über das Internet eine Woche Aufenthalt in der Branta Birding Lodge gebucht. N43.673203° E28.526807°. http://birdinglodge.com/ Dies ist eine spezielle Unterkunft für Vogelbeobachter. Bekannt sind sie vor allem durch die Rothalsgänse die dort zu zehntausenden, den Winter verbringen. Aber auch zu anderen Jahreszeiten hat Durankulak einiges zu bieten. Es gibt hier einen ca. vier Quadratkilometer großen See, der von großen Schilfgürteln eingesäumt wird. Dieser ist besonders interessant für alle Arten von Rohrsängern, Reihern und Entenvögeln. Hier kann man mit ziemlicher Sicherheit ab Anfang Mai den Feldrohrsänger beobachten. Branta Birding Lodge war ein besonderes Highlight durch Pavel und Tatyana die diese Lodge mit viel Liebe leiten, leckeres Essen zubereiten und viele Informationen für uns Birder haben. Pavel kennt wohl jeden Vogel in der Umgebung persönlich . Des Weiteren war die Anwesenheit anderer Birder sehr wohltuend, konnte man sich doch super austauschen was man am Tag gesehen hat und weitere Tipps bekommen.
Nördlich von Branta Birding Lodge liegt der Campingplatz Kosmos.N43.697853° E28.566263° Hier kann man parken und die Umgebung zu Fuß erkunden. Der Campingplatz mit seinen vielen Bäumen und Büschen ist ein Magnet während der Zugzeit für alle Kleinvögel. Als wir dort angekommen sind waren noch die letzten Trauer, Halsband und Halbringschnäpper dort. Die Zwergschnäpper waren mitten im Hauptzug und konnten in großer Zahl auf dem Campingplatz beobachtet werden. Aber auch Pirol, Bienenfresser, Ortolan, Nachtigall und Sprosser sind immer ein Highlight für uns Birder aus Deutschland. Der Campingplatz grenzt außerdem direkt an den Durankulak See mit seinem Schilfgürtel und an das Schwarze Meer.
Nur wenige Meter hinter dem Campingplatz befinden sich schon die Top Gebiete um dem Feldrohrsänger zu finden. Er trifft immer zwischen dem 27.04 und dem 10.05 dort ein. In diesem Jahr war er spät, oder schon anwesend, hat aber wegen des sehr schlechten windigen Wetters nicht gesungen. Unser letzter Tag in Durankulak war der 10.5. und das war der Tag an dem wir ihn zum ersten Mal gehört und auch gesehen haben. N43.695613° E28.564428° Über diese Beobachtung waren wir mehr als glücklich. Im Schilf konnten wir ansonsten Rohrschwirl, Schilf und Drosselrohrsänger beobachten. Zahlreiche Rallenreiher, Silber, Purpur und Seidenreiher, einige Zwerg und Rohrdommeln halten sich dort ebenfalls auf und brüten dort auch. Am Meer kann man neben zahlreichen Möwen, Seeschwalben und Limikolen auch Schmarotzerraubmöwen beobachten. Sanderlinge, Sichelstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer, Steinwälzer Flußregenpfeifer sind hier unsere Highlights. Ein kleiner fast ausgetrockneter Teich auf der anderen Seite des Schilfes am Campingplatz ließ aber noch bessere Beobachtungen zu. Wenn man sich hier ruhig aufhielt konnte man sehr viele fantastische Beobachtungen machen und ebenfalls zu guten Fotos kommen. Den Tipp hatten uns andere Birder aus der Branta Lodge gegeben. Sie hatten in den Tagen davor mehrmals eine Doppelschnepfe dort beobachten können. Leider hatten wir das Glück nicht mehr. Allerdings Bruch, Waldwasserläufer, Zwerg und Temminkstrandläufer, Kampfläufer und Flußregenpfeifer tauchten immer wieder an dem Tümpel auf und zeigten wenig Scheu vor dem Fotoapparat. Eines der Highlights war ein Tag an dem die Stelzen in großen Zahlen durchgezogen sind. Wo immer man hinschaute wimmelte es vor gelben Stelzen. So konnten wir sechs verschiedene Arten zählen. Feldegg, Dombrowski, Superciliaris, Beema, Flava und die heiß begehrte Zitronenstelze. Diese alle kamen zum baden und fressen ans Wasser. Ein unglaubliches Spektakel das auch in diesen Zahlen nur einen Tag gedauert hat. In der Umgebung von Branta Lodge gibt es noch viele Plätze die man erkunden kann, so erzählte man uns von einem Platz in der Nähe von Krapec (man findet leider zwischen Google und normalen Straßenkarten unterschiedliche Namen, so heißt der Ort bei Google Krapets ) an dem einige Paare Sperbergrasmücken brüten. N43.639495° E28.569514° Gefunden haben wir sie, konnten sie allerding nur hören, nicht sehen. Aber wie ein anderer Birder abends meinte sind die völlig überbewertet. Wenn man sie sieht sind die sehr unscheinbar und unspektakulär. Darüber darf sich jeder selbst seine Meinung bilden.
Von Durankulak aus haben wir außerdem Kap Kaliakra N43.368063° E28.464353° besucht. Von Kavarna aus fährt man in Richtung Balgarevo. Zwischen Kavarna und dem Kap hat man die Möglichkeit über eine außergewöhnliche Steppenlandschaft zu fahren. Dazu muss man einfach mal schauen wo man von der Straße abfahren kann. Eine gute Möglichkeit ist bei N43.415547° E28.391607° in Richtung Muschelfarm. Zahlreiche Sandpisten führen durch das Gebiet. Als wir dort waren konnten wir einige Rotfußfalken, Kalander und Kurzzehenlerchen , Brachpieper, Steinschmätzer, Wiedehopfe und viele andere durchzeihenden Vogelarten sehen. Folgt man weiter der Straße kommt man zum Kap. Kurz davor muss man ab 9 Uhr morgens einen kleinen Eintritt bezahlen. (Nicht der Rede wert). Das gesamte Gebiet vor und am Kap sind mehrere Besuche wert. Je nachdem was gerade durchzieht hat man hier in den Büschen beste Beobachtungsmöglichkeiten. In diesem Gebiet findet man auch mehrere Paare der Nonnensteinschmätzer die hier brüten. An der Steilküste brüten Möwen, Alpensegler, Krähen und Zwergscharben und Kormorane. Auf dem offenen Wasser rund um das Kap kann man hervorragend Sturmtaucher und große Tümmler beobachten. Und auch landschaftlich hat dieses Gebiet einen großen Reiz. Da wir nicht besonders viel rumgefahren sind um uns die Küste Bulgariens anzusehen war dies eines der wenigen Ziele die wir neben Durankulak an der Küste gesehen haben.
Ein weiteres haben wir allerdings noch angesteuert. Das war der Shabla Tuzla See. N43.562396° E28.587274° . Es gibt an der Stelle der Koordinaten, rechts ab am Campingplatz, einen kleinen Parkplatz von dem aus man zwei Beobachtungsplattformen ansteuern kann. Tuzla sollte man am Nachmittag besuchen, da morgens die Sonne direkt vor einem steht und die Beobachtungsmöglichkeiten stark einschränkt. Wir konnten hier etliche Flußseeschwalben, braune Sichler, Rallenreiher, Bruchwasserläufer, Moorenten, Knäkenten und Rohrweihen beobachten. Auch hier wird im Jahresverlauf eine sehr unterschiedliche Vogelwelt anzutreffen sein. Wir haben die Woche in der Branta Lodge und seiner sehr Vogelreichen Umgebung sehr genossen und können es bedingungslos weiter empfehlen.
Im Anschluss an Durankulak sind wir für eine Woche nach Ognyanovo gefahren. Hier vermietet Sergey Panayotov ein schönes kleines Haus für bis zu 4 Personen. www.naturetravel.eu N43.905784° E27.661554° Er hat hier verschiedene Ansitzmöglichkeiten für Fotografen geschaffen, die man einzeln, oder aber auch als Paket buchen kann. Des Weiteren kann man bei Sergey komplette Touren buchen, sei es als Beobachtungs oder Fototour. Wir haben uns für das Haus und die Miete aller Hides entschieden. Wir wollten einfach flexibel sein wo wir gerade fotografieren wollten. Das Haus ist sehr einfach, aber ausreichend möbliert und ausgestattet. Alles was man braucht, inklusive guter Heizungen, die wir an einem regnerischen Tag auch benutzt haben.
Direkt am Haus findet man einen sieben Meter hohen Turm mit Fotohide von der aus man auf einen Baum mit kahlen Ästen schauen kann. Hier haben wir immer dem Morgen von halb sechs bis ca. acht oder neun Uhr verbracht. Unsere Highlights hier waren : Pirol, Kernbeißer, Mittelspecht, Grünspecht, Neuntöter, Ortolan, Rötelschwalbe, Blauracke und zahlreiche Bienenfresser.
Danach haben wir gefrühstückt und uns etwas aufgeteilt. Neil ist oft mit dem Spektiv in die nähere Umgebung losgezogen während ich mich sehr oft in die Hide an dem kleinen Teich direkt am Haus gesetzt habe. Hier konnte man dem treiben am Teich auf Augenhöhe zusehen. Da es allerdings immer wieder geregnet hat waren im gesamten Gebiet zahlreiche Pfützen und kleine Tümpel, so dass nur wenige Vögel von der Bademöglichkeit Gebrauch gemacht haben. Hier gab es Turteltaube, Grauammer und zahlreiche Spatzen. Einige Frösche lebten ebenfalls in diesem Teich und sorgten immer wieder für Abwechslung.
Einige Male wir sind in eine Landschaft in der Nähe von Gaber N43.915371° E27.679373° gefahren. Hier kann man hervorragend Isabellsteinschmätzer, Haubenlerchen und die so lustigen kleinen Ziesel beobachten. Dazu muss man sich aber extrem ruhig verhalten, anders als z.B. am Neusiedler See sind die Ziesel hier sehr scheu. Man hat aber die Möglichkeit sich dort mit dem in Suha Reka befindlichen Tarnzelt hinzusetzen und die Ziesel und natürlich auch die Vögel ohne zu stören beobachten und zu fotografieren.
Nach einem späten Mittagessen sind wir dann gegen drei Uhr zu den anderen beiden Fotohides gefahren. Es gibt eine Hide extra für Blauracken und eine direkt in einer Bienenfresserkolonie. Hier hat Sergey direkt über dem Hang mit den Bruthöhlen einen dekorativen Stock angebracht auf dem die Racken und auch die Bienenfresser immer wieder landen.
Besonders die Bienenfresserhide hatte es ungetan. Wir haben hier viele Stunden nachmittags verbracht. Die Brutkolonie musste mindestens 20 Paare Bienenfresser beherbergen. Dementsprechend emsig war das Treiben in der unmittelbaren Umgebung der Hide. Ganz interessant war, dass die Bienenfresser sich immer wieder von den Staren von dem Ansitzstöckchen vertreiben ließen. Die Stare wiederum waren augenblicklich verschwunden wenn die Blauracke dem Stöckchen gelegentlich einen Besuch abgestattet hat. Ebenfalls bemerkenswert war ein Star der unglaublich viele Vogelstimmen imitieren konnte. So konnten wir Wasserralle, Pirol, Wendehals und das beste von allem den Kuckuck von ihm hören. Einfach nur herrlich.
Nach einer Woche in Suha Reka waren wir dann glücklich wieder nach Hause fahren zu dürfen. Es ist doch extrem anstrengend wenn man eine Woche lang fast nur sitzt um zu fotografieren . Man sollte sich auf dem Weg nach Ognyanovo vielleicht in Dobric mit Lebensmitteln eindecken, da es in der Umgebung von Suha Reka keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Das nächste Geschäft fanden wir in Krusari. Erwähnt werden sollte auch die große Freundlichkeit die uns in Bulgarien von den Menschen entgegen gebracht wurde. Überall wo wir waren wurden wir sehr nett aufgenommen. In einem kleinen Geschäft in der Nähe von Suha Reka haben wir versucht etwas Milch zu kaufen. Leider sprach dort niemand Englisch oder Deutsch. Also hat einer der anwesenden Männer jemanden angerufen der sich mit uns verständigt hat und so haben wir rausgefunden das es dort keine Milch zu kaufen gab. Ich fand das wirklich bemerkenswert. Alles in allem hatten wir einen wunderschönen Urlaub, auch wenn das Wetter manchmal etwas besser sein konnte, fantastische Beobachtungs und noch bessere Fotomöglichkeiten. Daumen hoch. Sollte jemand etwas mehr Info über diese Tour haben wollen dürft Ihr euch gerne bei uns melden.